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CIRCULO IBÉRICO
SOFI OHNE FILTER: BERICHT 2. TAG

BERICHT 1. TAG
BERICHT 2. TAG
DER BEOBACHTUNGSORT
BEOBACHTUNGSERGEBNISSE
ZEITUNGSARTIKEL ZUR SOFI
VIDEO (13m48s) AUF YOUTUBE
DIASHOW (HD-Qualität, 3m42s) AUF YOUTUBE

DER MORGEN
Es ist noch dunkel, als ich um kurz vor sieben Uhr aufstehe und zunächst ein ausgiebiges Bad nehme. Erst als ich fertig angezogen bin, öffne ich die Vorhänge. Draußen dämmert es jetzt deutlich, und zu meiner Freude ist ein großes Stück blauer Himmel zu sehen. Vor der Hoteltür dann die Bestätigung: die Bewölkung ist genau über der Stadt aufgerissen, nur Richtung Küste liegen dicke, tiefe Wolken.

Satellitenbild von 05.29 UT
So sah gegen 07.30, als ich zum Frühstück ging,
die Bewölkungssituation über Spanien aus.

Satellitenbild (Infrarot, Ausschnitt) von NOAA 12 vom 03.10.2005, 05.29 UT.
Image courtesy to Dundee Satellite Receiving Station, Dundee University, Scotland.


DAS FRÜHSTÜCK
Zufrieden widme ich mich dem gut bestückten Frühstücksbuffet; meine schlimmsten Ahnungen von einem spanischen Frühstück, das aus 2 süßen Kaffeeteilchen besteht, erfüllen sich zum Glück nicht. Um 08.20 bin ich wieder draußen; es ist nunmehr ganz hell geworden, und jetzt sehe ich auch, dass es noch eine zweite höher liegende Wolkenschicht gibt, die sich offenbar mehr und mehr schließt – das gefällt mir nun gar nicht mehr. Was tun? Am besten erst mal in den Zeitungen blättern. El Pais bringt gleich 3 Beiträge zur SoFi: einen im allgemeinen Teil, einen im Regionalteil und noch einen Cartoon. Ich gehe ins Zimmer, putze Zähne, drehe noch eine Runde ums Hotel – über Elx hat es sich jetzt ganz zugezogen. Die Prognosemodelle hatten für den Vormittag hingegen abnehmende Bewölkung angekündigt. Nur im Norden ist noch etwas blauer Himmel auszumachen. Jetzt wäre es schon praktisch, einen Internetzugang zu haben, um die aktuellen Satellitenbilder abzufragen …

Blick aus dem Hotelzimmer
Blick aus dem Hotelzimmer um kurz nach 9: hier sollte eigentlich die Sonne zu sehen sein.


DER WEG
Eines ist jedenfalls unverzichtbar: ich muss Handlungsspielraum gewinnen. Also gebe ich den Traum von der gemütlichen SoFi im palmenbestandenen Hof auf, checke aus und fahre los, zunächst etwas nach Osten aus den Parkanlagen heraus. Jetzt ist klar zu erkennen, dass der bewölkungsarme Bereich im Norden über den Bergen liegt. Hatte nicht Jürgen Vollmer gestern noch im Astrowetter empfohlen, einige dutzend Kilometer landeinwärts zu fahren? Also drehe ich Richtung CREVILLENT ab, muss mich aber im Berufsverkehr erst durch ELX quälen. In der Ferne glitzert das Meer in der Sonne … sollte ich nicht besser zur Küste fahren? Doch ich kann nicht ausmachen, wo die Wolkengrenze genau liegt. Vielleicht ist die Sonne an der Küste jetzt zu sehen und verschwindet später, wenn sie höher gestiegen ist, wieder hinter den Wolken. Ich entscheide mich endgültig für das Inland. Vor CREVILLENT biege ich auf die N 325 ab, die in die Berge Richtung ASPE führt, genau auf das Wolkenloch zu. Es ist jetzt 09.42 Uhr, die SoFi muss in diesem Augenblick beginnen. Nach zahlreichen Kurven überquere ich einen Bergrücken und blicke auf den Talkessel, in dem ASPE liegt – da unten und weiter landeinwärts scheint die Sonne!
Ich muss freilich noch mehr Abstand zu der Wolkendecke gewinnen und fahre deshalb weiter. NOVELDA ist der nächste größere Ort, aber hier kämpft die Sonne mit den Wolken. Also weiter nach MONÓVAR, doch die Lage ändert sich nicht. Ich habe den Eindruck, dass die Bewölkung immer weiter landeinwärts zieht. Es ist jetzt schon 10.00 Uhr durch. Ich nehme mir vor, spätestens gegen 10.15 an einem geeigneten Beobachtungsort anzuhalten. Weiter geht es nach Norden, an ELDA vorbei nach PETRER. Ganz kurz sehe ich die Sonne durch die Wolken, die als Filter wirken. Der Mond ist von oben kommend schon weit in die Sonnenscheibe vorgedrungen. Die Uhr zeigt jetzt 10.19 Uhr. Mit einem Male habe ich das Gefühl, es sei bereits Nachmittag – da ist es wieder, das seltsame Licht, das dann auftritt, wenn etwa die Hälfte der Sonne verdeckt ist. Ich kurve durch PETRER und sehe hier im Vorbeifahren erstmals jemanden, der mit einem Filter die Sonne beobachtet. Ansonsten scheinen die Leute aber ganz normal ihren Alltagsgeschäften nachzugehen. Keine Spur von dem Ausnahmezustand, der 1999 in Deutschland sogar außerhalb der Totalitätszone geherrscht hat. Ich finde aus dem Ort zunächst nicht heraus; so allmählich wird es wirklich Zeit, einen Beobachtungsposten zu beziehen, mein vorhin gesetztes Zeitlimit ist schon überschritten.


DAS ZIEL
Aber irgendwie treibt es mich noch weiter; ich habe noch nicht das Gefühl, am Ziel zu sein. Richtige Nervosität stellt sich nicht ein; ich komme gar nicht auf den Gedanken, dass ich den Feuerring nicht sehen könnte. Mehr zufällig stoße ich auf die Straße nach SAX, einem kleinen Ort, der noch etwa 6 Kilometer weiter nördlich liegt. Es geht jetzt ziemlich bergauf und kurz vor einer kleinen Passhöhe ist links eine Parkmöglichkeit mit Aussicht über ELDA und PETRER. Das wäre ein geeigneter Ort, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund halte ich immer noch nicht an, sondern überquere die Passhöhe – und das ist es: die Straße führt durch ein weites Tal fast schnurgerade nach Norden auf SAX zu, und das ganze Gebiet liegt im inzwischen schon etwas matten Sonnenschein. Ein kurzer Blick auf die Karte: Von SAX geht eine Straße nach Westen Richtung SALINAS; dort werde ich halten. Keinen Kilometer hinter SAX entdecke ich auf der linken Seite an einer Zufahrt zu einem Bauernhof eine kleine steinige Parkbucht – das ist der Punkt, zu dem es mich die ganze Zeit gezogen hat.

Die Fahrtroute von Elx nach Sax
Das war die Fahrtroute vom Hotel in Elx zum Beobachtungsort bei Sax.
Klicken Sie bitte auf das Bild, um es in besserer Qualität in einem separaten Fenster anzuschauen.
Grafik erstellt mit Google Earth.



DIE FINSTERNIS
Ich brauche keine 2 Minuten, dann sind Fernglas und Kamera mit Filtern bestückt und einsatzbereit. Um 10.44 (so zeigt es die Uhr der Kamera, die aber einige Minuten vorgeht) mache ich das erste Foto der Sonnensichel. Es ist hier oben in fast 500 Metern Höhe kühl und windig, 16°C zeigt das Thermometer an, unten in ELX waren es 19,5°C. Schon nach wenigen Minuten ziehen wieder dünne Wolken vor die Sonne. Etwas besseres kann eigentlich gar nicht passieren, denn jetzt kann ich ohne Filter beobachten und fotografieren. Das Licht wird nun deutlich schwächer, der Berg hinter SAX und die Burgruine im Ort liegen in vollem Sonnenlicht, erscheinen aber merkwürdig fahl, das Himmelsblau hat einen etwas tieferen Ton angenommen. Über allem liegt eine seltsam trostlose Stimmung, nicht richtig fassbar, kaum beschreibbar.
Die Sonnensichel wird schmaler und schmaler, ihre Hörner werden immer länger. Es ist unübersehbar, dass der Mond einen viel zu geringen Durchmesser hat, um das Tagesgestirn vollständig zu überdecken.

Die übergreifenden Hörnerspitzen
Gleich ist es soweit: die Hörnerspitzen werden übergreifen.

Während die letzten Minuten vor dem 2. Kontakt bei einer totalen SoFi geradezu dramatisch verlaufen, passiert bei einer ringförmigen – gar nichts. Irgendwann treffen die Hörnerspitzen der Sonnensichel zusammen und dann steht der Feuerring am Himmel. Bei klarem Himmel könnte man mit dem Fernglas vor und nach dem 2. Kontakt das Perlschnurphänomen beobachten, doch das ist durch die dünne Wolkendecke leider nicht möglich. Andererseits sind es gerade die Wolken, die dem Geschehen jetzt ein eindrucksvolles Gepräge geben. Ich kann den Feuerring ohne Filter anschauen, denke gar nicht mehr ans Fernglas, sondern beobachte durch das Teleobjektiv der Digitalkamera. Es ist kein symmetrischer Ring, denn mein Standort befindet sich immer noch weit ab der Zentrallinie, auch wenn ich mich vom südlichen Limit der Zentralzone etliche Kilometer entfernt habe.

Circulo Ibérico
Ein Glücksfall: die Wolken filtern das Sonnenlicht, so dass man ohne Filter fotografieren kann.

Als eine weitere etwas dickere Wolke die Sonne wieder freigibt, ist der 3. Kontakt erfolgt; wiederum einfach so, völlig unauffällig. Nach wie vor liegt dieses seltsame, traurige Licht über der Landschaft, ein leichter Wind weht, wie fast die ganze Zeit – Finsterniswind ist das wohl nicht. Ich filme ein Panorama der Landschaft, bevor ich dann wenigstens den zweiten Teil meines ursprünglichen Programms durchführe. Bis zum 4. Kontakt fotografiere ich mit stets der gleichen Kamera-Einstellung alle 5 Minuten den gleichen Ausschnitt der Landschaft – das Ergebnis ist verblüffend. Zwischendurch mache ich immer wieder Fotos der 2. partiellen Phase, sowie einige Videos mit durchziehenden Wolken. Eine SMS von Angela kommt aus Deutschland: "Hier ist es viel zu nebelig-trüb für die sofi. viel spaß in spanien.“ Euphorischer klingt eine zweite Nachricht, die Alexander Birkner etwas später aus Tunesien schickt: "Voller Erfolg am nordlimit! Das leben ist schoen! Alexander&conny".

Landschaft im fahlen Licht der Sonnenfinsternis
Kurz nach dem 3. Kontakt: die Landschaft erscheint in einem seltsam matten Licht.

Ich dokumentiere meinen Beobachtungsort und den mehr als improvisierten Arbeitsplatz auf dem Beifahrersitz. Zwischenzeitlich ziehe ich die Jacke aus – es ist jetzt ein strahlend heller, warmer Spätsommertag. Die letzte Minute der Finsternis schaue ich mir durch das Fernglas an. Die Delle am unteren Sonnenrand schwindet immer mehr, verschwimmt etwas in der aufgeheizten Luft. Und dann ist der Mond definitiv weg. Ich überspiele sofort den Inhalt des Fotochips auf das Notebook, das ich zwischenzeitlich im Kofferraum aufgeschlagen habe, und packe dann in Ruhe zusammen. Ein letzter Rundblick, dann verlasse ich ziemlich genau um 13.00 Uhr mehr als zufrieden meinen Beobachtungsplatz. Ja, das ist wohl ein perfektes Wochenende.

Satellitenbild von 11.21 UT
So stellte sich gegen 13.30, also 1 Stunde nach Finsternisende,
die Bewölkungssituation über Spanien dar.

Satellitenbild (Infrarot, Ausschnitt) von NOAA 17 vom 03.10.2005, 11.21 UT.
Image courtesy to Dundee Satellite Receiving Station, Dundee University, Scotland.


DIE RÜCKREISE
Es sind noch 2 Stunden bis zum Rückgabetermin des Wagens. Ich beschließe, in einem Bogen über SALINAS wieder nach MONÓVAR und von dort via ELX zum Airport zu fahren. Kurz vor SALINAS sehr ich rechts eine Zufahrt zu einer Umspannstation, die auf einem Betonsockel steht. Ein guter Platz für das wohl letzte Sonnenbad dieses Sommers. Das dauert freilich nicht allzu lange, denn es wird schnell unerträglich heiß. Ich döse noch etwas im Wagen vor mich hin, bevor ich endgültig die Rückfahrt antrete. An der Umgehungstrasse nördlich von ELX steuere ich eine Tankstelle an, um das verbrauchte Benzin zu ersetzen. Um kurz nach 15 Uhr und fast genau 24 Stunden nach der Ankunft bin ich wieder am Flughafen von ALACANT. Dort lasse ich mich in der Cafeteria nieder und sichte zunächst mein Bildmaterial. Die Fotos und Videos sind viel besser geworden, als ich bei den Aufnahmen vorhin dachte. Dann beginne ich mit dem Schreiben des Berichtes; dabei vergeht die Zeit rasend schnell. Plötzlich sind über 2 Stunden vorbei; es ist 17.50 Uhr, und ich gehe zum Check-In.
Die Dame am hiesigen Schalter ist unerbittlich: die große Tasche geht diesmal nicht als Handgepäck durch; egal, heute gibt es nach der Landung ja keinen Zeitdruck. Hinter der Sicherheitskontrolle entdecke ich in einem der Läden 3 Zeitschriften für die deutschen Bewohner der COSTA BLANCA. Ich kaufe von jeder ein Exemplar, weil sie alle offenbar Vorberichte zur SoFi enthalten. Mir fällt jetzt auch wieder ein, dass ein Redakteur der COSTA BLANCA RUNDSCHAU mich vor etwa 10 Tagen am Telefon interviewt hat. Tatsächlich, in der Zeitschrift findet sich sogar ein entsprechender Artikel mit dem Titel "Nur die echten Fans reisen aus Deutschland an". Der Inhalt gibt zwar nicht unbedingt korrekt wieder, was ich dem Redakteur erzählt hatte, aber immerhin ist das für uns eine ganz positive Darstellung.

Nun ist es auch bereits Zeit, an Bord zu gehen. Beim Betreten der Maschine entdecke ich ein bekanntes Gesicht: es ist die nette Flugbegleiterin von gestern. Sie ist ziemlich erstaunt, dass ich schon zurückreise. Ich sage ihr, dass ich nur wegen der Sonnenfinsternis kurz in Spanien war. Darauf fragt Sie: "Und für so was fliegen Sie extra runter?" Ich ergattere den letzten Fensterplatz, so dass ich nach der Startphase einen wunderbaren Sonnenuntergang genießen kann.
Dann hole ich mein Notebook hervor und bearbeite die vorher ausgesuchten Fotos. Mein Platznachbar schaut mir zunächst interessiert zu und fragt dann, ob ich Journalist sei. Ich erkläre ihm kurz, was ich mache. Er hat die SoFi ebenfalls gesehen, genau wie der Herr hinter uns. Die nette Stewardess kommt vorbei und ich zeige ihr ein Foto des Feuerrings. Sie ist doch etwa baff, so hat sie es sich nicht vorgestellt ... vielleicht versteht sie jetzt ein wenig, warum Leute für eine SoFi bis an die Costa Blanca reisen.

Mit ein paar Minuten Verspätung landet die Maschine in Dortmund. Bei heute deutlich geringerem Verkehr brauche ich mit dem Wagen noch etwa eine Stunde bis Bonn.

Sonnenuntergang in 10000 Metern Höhe
Auf dem Rückflug: farbenprächtiger Sonnenuntergang hoch über dem Mittelmeer.


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